Der Mondscheinmann
Von: Buecherseele79
Datum: 10. August 2020
Eigentlich möchte der Ermittler Nils Trojan ein Jahr Pause machen, er merkt dass er keine Kraft mehr hat um weitere Fälle von Psychopathen zu behandeln. Doch dann schlägt der „Mondscheinmann“ zu. Nils und seine Kollegen haben keinerlei Ahnung. Er tötet Menschen die durch ihre Stimme auffallen, die scheint ihn zu faszinieren. Doch warum die ganzen Schnecken am Tatort? Warum die liebevolle „Schau“ auf die Leichen? Warum nimmt er ein Körperteil der Opfer mit? Die Zeit drängt denn jemand aus dem Team wird vermisst…steckt vielleicht der „Mondscheinmann“ dahinter?
"Traumwandlerisch begann Lydia mit den ersten Takten der Mondscheinsonate von Beethoven, es war das Lieblingsstück ihres Vaters gewesen. Auch sie mochte es sehr, besonders den ersten Satz, Adagio sostenuto. Das Hauptmotiv war so einfach und genial zugleich, sechsmal wurde die gleiche Taste angeschlagen. Die linke Hand kreierte nebenbei einen Teppich, der diese Melodie voller Schmerz und Melancholie weich einbettete. Wehklage voller schwermütiger Schönheit.“ (Seite 78)
Nils Trojan is back und ich könnte nicht glücklicher sein. Der Autor schließt mit seinem achten Fall gekonnt an die vorigen Bände an, aber um mit Nils Trojan und auch dem Team „warm“ zu werden, würde ich empfehlen die vorigen Bände ebenfalls zu lesen.
Das Buch ist in Vier Teile aufgeteilt, die Kapitel bekannt kurz und knackig gehalten. Sehr oft baut der Autor kleine Spannungsbögen ein die den Leser immer weitere vorantreiben weil man unbedingt wissen möchte was auf den nächsten Seiten passieren wird.
Sehr gekonnt streut der Autor Verdächtigungen, man ist am mit fiebern, am mit ermitteln und tappt doch ewig im Dunkel. Gemeinsam mit Nils und seinem Team deckt man jede neue Erkenntnis dreimal um und weiss doch nicht wie alles zusammenpasst.
Nils Trojan war im letzten Band schon ziemlich mit den Nerven fertig, was verständlich ist. Dies setzt sich in diesem Band nun fort und zeigt auch die körperlichen Reaktionen auf zu viel Arbeit, zu wenig Schlaf, zu viel Nachdenken und das stressige Leben als Ermittler. Doch ein Jahr Auszeit wird wegen Personalmangel nicht wirklich genehmigt. Wer die Reihe gerne liest nimmt Nils fast als guten Freund wahr der langsam am Ende ist.
Wieder treibt hier ein Mörder sein Unwesen welcher auf Dramatik und eine gute Szenerie setzt. Auch in diesem Fall, beim „Mondscheinmann“. Der Autor hält sich nicht mit blutigen oder brutalen Details auf sondern legt wirklich seinen Blick auf die Psyche des Mörders. Was kann man aus einem Tatort „herauslesen“? Was könnte das Motiv sein? Wie stehen die Menschen in Verbindung? Was will der Täter damit zum Ausdruck bringen?
Durch Einblicke in die Kindheit und den Werdegang des Täters bekommt man ein Gefühl, auch für ihn. Man tappt auch hier im Dunkeln, merkt aber wie sich die beiden Stränge langsam zusammenfügen und ein ganzes Bild ergeben. Mich hat hier die Thematik der Geschichte komplett fasziniert und gefangen genommen, denn der Autor handelt mit Themen und Stücken die ich ebenfalls sehr liebe und bevorzuge. Gekonnt erklärt er was dies auch für den Täter bedeutet und gibt ihm hiermit die eigene Tiefe.
Diesmal hat es der Täter auch auf das Team von Nils Trojan abgesehen, das baut zusätzliche Dramatik und große Fragezeichen ein. Und wer ist wirklich sicher? Und was wir noch folgen?
Ich war auch diesmal unglaublich begeistert von diesem Teil und hoffe dass die Reihe noch eine ganze Weile weitergehen wird, auch wenn ich Nils Trojan eine Urlaubspause von Herzen gönnen würde. Psychothriller vom Feinsten.