Ein Meistersstück an Spannung
Von: matom's Bücherwelt
Datum: 18. September 2025
Unbezahlte Werbung: Matthias: Ich habe extra noch einmal nachgeschaut und tatsächlich ist es so, dass Max Bentow der Autor ist, von dem ich die meisten Bücher gelesen habe. Alleine die ursprüngliche Nils-Trojan-Reihe sind schon 11 Bände. Nachdem mir der “Eulenschrei” und somit der Neustart dieser Reihe fast in meinem Sub in Vergessenheit geraten wäre, habe ich “Rabenland” sofort am Erscheinungstag gelesen. Ich war sooo neugierig, wie es mit Nils und Carolotta weiterging und vor allem, welch spannender Fall sich hinter “Rabenland” verbirgt. Hier mein Leseeindruck zu “Rabenland”
Ohne Vorwarnung und gerade wie durch eine Falltür bin ich mitten in der Handlung. Der kraftvolle und auf den Punkt ausgerichtete Schreibstil schafft sofort glasklare Bilder und vermittelt mir das Gefühl von Unheil, Dunkelheit und Angst. Ich bin an der Seite einer jungen Frau. Entkräftet und scheinbar verfolgt, streift sie vor Tagesanbruch durch den Wald. Aus den Schatten erheben sich Geister und sie will einfach nur noch hier raus. Dann zwei Scheinwerfer und ein Knall und alles wird dunkel. Bei der jungen Frau handelt es sich um die 17-jährige Lilly, die vor fast einem Jahr spurlos verschwunden ist. Wie aus dem Leben gesaugt und plötzlich nicht mehr da. Als sie in der Klinik zu sich kommt, sind die Eltern aber vor allem Nils Trojan und Carlotta ratlos, denn Lilly hat eine Amnesie und kann sich nicht erinnern. Ein Besuch an der Stelle, wo der Unfall mit dem Fahrzeug geschehen ist, soll ihrem Gedächtnis auf die Sprünge helfen - doch zunächst bleibt für die junge Frau alles eine undurchdringliche Wand. Erst einige Stunden später, in den Armen von Ihrem Zwillingsbruder kommen die ersten Gedanken zurück. Sie erinnert sich an Raben und dass sie weg war, dass sie mit ihnen sprechen und sie zu sich rufen…. Lilly ist völlig außer sich und bricht zusammen. In der Klinik scheinen erste kleine Erinnerungen zurückzukehren….Aus dem Nichts erfolgt ein Paukenschlag und lassen mich mit offenem Mund vor den Seiten sitzen und stellen Nils und Charlotta vor eine große und scheinbar unlösbare Herausforderung.
2/3 Von Beginn an ist die Handlung mit jeder Menge Glutnester gespickt, die im Verlauf immer mal wieder als Stichflamme aufbegehren und mit jeder Menge Spannung angereichert alles mit sich reißen, was sich Ihnen in den Weg stellt. Für meine Gedanken aber vor allem für Nils Trojan und Carlotta Weiss scheint die Aufgabe zunächst unlösbar, denn das Schweigen von Lilly oder besser gesagt ihre Amnesie macht diesen Fall zu einem Buch mit sieben Siegel. Doch wenn einer den Fall lösen kann, dann ist es Nils Trojan, der mit Kriminalpsychologin Charlotta Weiß eine der besten ihres Fachs an der Seite hat. Wenn die Reihe auch im Zusammenspiel mit Carlotta Weiss einen Neustart erfahren hat, so ist und bleibt Nils Trojan einfach eine zwischen zwei Buchdeckel lebende Legende. Im Zusammenspiel mit Carlotta ist seine Präsenz in der Handlung zwar etwas reduziert - auch was sein Privatleben betrifft, aber dennoch ausreichend und zeigt aber auch gleichzeitig neue Seiten von ihm, die ich einfach nur als wundervolle und gelungene Weiterentwicklung bezeichnen kann. So ist aus dem Kopf-durch-die-Wand-Typ ein echter Teamplayer geworden und ist mit der dynamischen und cleveren Carlotta zu einer Einheit geworden, die man nur als Dreamteam bezeichnen kann. Den Fall und die damit verbundenen Ermittlungen kann ich einfach nur als Monster bezeichnen. Nachdem der Fall schon in den ersten Kapiteln eine völlig neue Geschmacksrichtung bekommen hat, führen die ersten Spuren tief in den Wald und zu einer kleinen Hütte, wo ein Ornithologe sich mit dem Leben von Raben beschäftigt. Irgendwie scheint Lilly von den Tieren fasziniert und wollte unbedingt diesen Mann, aber vor allem mehr von diesen faszinierenden Tieren erfahren. Die mit ornithologischen Fakten angereicherte Story schafft eine Nähe zu diesen besonderen Tieren und gibt der Handlung einen Tiefe, die mich völlig in den Bann gezogen hat. Mit der pulsierenden Hauptstadt und dem Kontrast der Schorfheide, die wie die Kulisse eines Heimatfilms daherkommt, schafft Herr Bentow einen beeindruckenden Rahmen und schafft damit Szenerien, die artgerecht auf die Geschehnisse zugeschnitten sind.
3/3 In Verbindung mit den Raben sind die Szenen auch immer mal wieder von Hitchcock-Momenten durchzogen, die selbst einem erfahrenen Thriller Leser, wie mir eine Gänsehaut beschert haben. Langsam ergaben sich aus den sehr intensiven Ermittlungen mit feiner Nadel gestrickte psychologische dünne Fäden, die zunächst als loses Ende zurückbleiben und sich meist als geschickte Finte des Autors mit meinen Gedanken verknüpften oder unterschwellig und ganz still und leise zu einem Netz verwoben, dessen Ausmaß erst langsam klar wurde. Im Wechselspiel der Sichtweisen und mit den Gedanken von Nils und Carlotta, aber auch mit denen von Lillys Mutter und ihrem Zwillingsbruder entstand ein Gefühlscocktail, der an Umdrehungen nur schwer zu toppen ist. Spätestens als klar war, was es mit Lillys Träumen und mit den Raben, aber auch mit einer ganz besonderen weißen Feder auf sich hat, gab es für die Handlung, aber vor allem für die Spannung kein Halten mehr. Dabei kam es immer wieder zu Fingernägel auf Kreidetafel Momenten, bei denen sich meine Nackenhaare um einen Stehplatz drängten und meine Pulsuhr kurz davor war, meinen Notfallkontakt anzurufen. Das Finale und die damit verbundene Auflösung waren wieder einmal ein Thriller-Spektakel der Extraklasse und ein weiteres psychologisches Meisterstück aus der Thriller-Manufaktur Bentow. Selbst im Abspann, als der Fall abgeschlossen war, hat der Autor noch einmal die große Emotions-Keule geschwungen und mich mit einer Intensität getroffen, die ich so schnell nicht vergessen werde. Ich bin mir ziemlich sicher,dass es von der Seitenzahl her der bisher kürzeste Trojan-Fall war und somit der Beweis, dass nicht die Seitenzahl den Thriller macht, sondern der Inhalt. Danke Herr Bentow für diesen unvergesslichen Ausflug ins “Rabenland”