Der Lebkuchenmann....
Von: Bodhi
Datum: 9. December 2024
Eine Frau, ermordet in einem Baumhaus. Ein männliches Opfer, getötet in seinem Auto. Eine Schauspielerin, tot aufgefunden in ihrer Badewanne. Profilerin Carlotta Weiss und Kommissar Nils Trojan tappen im Dunklen: was ist die Beziehung zwischen diesen Menschen, die einem scheinbar wahllos wütenden Mörder zum Opfer gefallen sind? Einen ersten Hinweis erhalten sie, als auch noch der Maler Robert Lumen gewaltsam ums Leben kommt: auf dem Speicher seines Hauses ist das Bildnis einer mysteriösen jungen Frau mit einer Eule versteckt. Ist sie das Bindeglied zwischen den Opfern? Als Carlotta sich wie die Porträtierte kleidet und ein zwielichtiges Etablissement aufsucht, das Lumen und die Frau möglicherweise verbunden hat, kommt sie dem Täter gefährlich nahe. Aber in welch tödlicher Gefahr sie wirklich schwebt, begreift sie erst im letzten Moment ...
MEIN Fazit:
Zu Beginn des Buchs wird deutlich, dass Carlotta aufgrund ihres letzten Ermittlungserfolgs karrieremäßig aufsteigt und mehr Verantwortung übertragen bekommt. Sie soll als mögliche Nachfolgerin für Nils Trojan aufgebaut werden. Ihr Vorgesetzter Landsberg bringt beide Ermittler dafür in eine Konkurrenzsituation, die sie anspornen soll. Zudem muss Carlotta die ihr gestellte Bewährungsprobe bestehen und sich als teamfähig erweisen. Wird sie diese Hürde nehmen und im Laufe der Handlung zugänglicher werden?
Nun zum Fall: Eines Morgens findet eine zwölfjährige Tochter in ihrem Lieblingsbaumhaus ihre ermordete Mutter, und zwar mit abgetrennten Händen. Bei dem Opfer wird ein Lebkuchenmann mit eingebackenen Haaren hinterlassen. Die Herkunft der Haare bleibt zunächst rätselhaft. Das ist der erste Mord. In rascher Abfolge kommt es danach zu weiteren Morden, bei denen den Opfern mit einer elektrischen Säge Körperteile entfernt werden. Ein Serienmörder treibt sein Unwesen und verfährt bei seinen Taten nach einem ähnlichen Muster. So werden z.B. alle Ermordeten in Decken eingehüllt und erblicken kurz vor ihrer Emordung einen Lebkuchenmann. Auch am Tatort wird dieses Gebäck hinterlassen. Der Täter scheint die potentiellen Opfer und ihre Angehörigen im Vorfeld genau zu beobachten. Und auf den ersten Blick scheint es keine Gemeinsamkeiten zwischen den Opfern zu geben. Es ist Carlottas und Trojans Aufgabe (und damit auch die der Leser), Verbindungen zwischen den Taten herzustellen und das Motiv zu erkennen. Besonders interessant fand ich die Schilderung der besonderen (instinktiven) Ermittlungsmethode von Carlotta, die in der Lage ist, einen Tatort förmlich zu „erfühlen“. Sie beweist eine besondere Sensibilität und kann sich in die Psyche des Täters ebenso hineinversetzen wie in die Tatabläufe. Sehr gelungen!
Was mir noch sehr gut gefällt: Die Dynamik zieht zum Ende des Thrillers hin an und das Geschehen wird wendungsreich erzählt. Carlotta selbst gerät in Gefahr, auch der Täter erkennt in ihr etwas Besonderes. Er fühlt sich den Ermittlern zunehmend überlegen, ist ihnen immer einen Schritt voraus und spielt mit ihnen. Die Jagd nach ihm wird zunehmend zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Äußerst spannend!
Fazit: Dieser Thriller ist für solche Leser geeignet, die dynamisch erzählte Thriller mögen, in denen die Handlung aufs Wesentliche verknappt ist. Mir kommt dieser Stil entgegen. Jede und jeder muss für sich selbst herausfinden, ob dies bei ihnen auch so ist. Das Spannungslevel ist durchweg hoch, es gibt keine Längen. Des Weiteren zeichnet sich das Werk durch die interessant gestaltete Figur der Carlotta Weiß aus, die sich durch Hypersensibilität auszeichnet und schrullig daherkommt. Dies ist in meinen Augen eine weitere Stärke des Buchs. Themen, die dem Buch zugrunde liegen, sind häusliche Gewalt und Alkoholismus.